Wie würde ein Lifestylemagazin für junge Männer aus Düsseldorf aussehen? Was wären die thematischen Schwerpunkte?
Die Themenbandbreite in Männermagazinen war in der Vergangenheit auf einem primitiven Niveau. Gibt es bei den Frauen für fast jede Befindlichkeit und Vorliebe ein entsprechendes Magazin, beschränkten sich die meisten Männermagazine auf stereotype Inhalte wie laszive Bilder von entblößten Frauen, Autos, Uhren und flache Sexual- und Beziehungsratgeber.
Diese Themenbeschränkung mag einige Zeit funktioniert haben, für die heutige Männergeneration werden solche Inhalte jedoch immer sekundärer. Das Männermagazin „Matador“ musste wegen dramatischem Leserrückgang eingestellt werden, Titel wie die „Maxim“ standen kurz vor dem Kollaps. Auch der „Playboy“, das einstige Flaggschiff der Männermagazine, verliert an Popularität. Titel wie die „Men’s Health“ hingegen, die ihren Fokus auf Ernährung, Körperpflege und Sport legt, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Der Bunte-Journalist Paul Sahner erklärt die Zukunft der Männermagazine in einem etwas älteren Interview von 2003 wie folgt: „Heute ist Fitness wichtiger denn je. Fußball ist ein wenig von Extremsportarten, wie Triathlon oder freies Springen, abgelöst worden. Auch Mode ist wichtig geworden. Man muss den Käufer an die Hand nehmen. Denn das sind meist keine Trendsetter, die das lesen, sondern sie kommen aus kleinen Städten und Dörfern. Aber die wollen natürlich nicht nur ihre Neugier befriedigen, sondern vor allem lernen. Auch, wie man Karriere macht.“ (vgl. Welt am Sonntag Interview mit Paul Sahner; „Auch mit Luxushuren reden“; 20.7.2003) Zwar hat seitdem der Markt für Männermagazine einige wichtige Änderungen und Entwicklungen erlebt. Auch der Zielgruppe für das Düsseldorfer Citymagazin wird modische Affinität und Fitnessbewusstsein unterstellt. Und doch verdeutlicht die Einschätzung von Sahner den gegenwärtigen Trend, dass gerade eben solche Inhalte, die bis auf Karriere früher als effeminiert galten, heute für Männer hochaktuell sind. Tiefe an Inhalten ist also grundlegend. Auch wenn diese in kompaktem Umfang transportiert werden, so Sahner: „Es muss gut geschrieben sein. Es einfach nur als Programm anzubieten ist absolut lächerlich. Denn generell gilt: Man will beim Lesen vor allem informiert sein, um mitreden zu können bei Mode, Sport, Freizeit, Trends, Sex. Seit „Focus“ weiß man, dass man Information besonders gut über kurze Geschichten transportieren kann – weil man mehr erzählen kann. Also sind kurze Geschichten in einem Männermagazin kein Kaufhinderungsgrund. Dazwischen kann dann aber auch ein kluger Essay stehen.“
Das Düsseldorfer Citymagazin für junge Männer muss also am Puls der Zeit sein, mit Themen, die kompakt und spannend vermittelt werden. Mode muss greifbar werden. Es soll darauf verzichtet werden, nur Bilder von vermeintlich angesagten Kleidungsstücken zu präsentieren. Vielmehr kann sich der Autor eines Artikels auf den Weg in die Stadt machen, nach Outfits suchen, und seine Erfahrungen journalistisch darlegen. Wo finde ich etwa trendige Outfits von Prominenten für weniger Geld? Wo ist die Beratung in Düsseldorf besonders gut? In welchen Bars finde ich Leute, die meine Interessen teilen? Die Düsseldorfer Szene muss erlebbar gemacht werden. Das Magazin soll sich als Medium verstehen, das aus der Szene für die Szene berichtet. Der Journalist ist seelenverwandt mit dem Marketingstudenten, der auf ein kleines Rockkonzert gehen will. Sahner: „Ich finde es wichtig, dass der Chefredakteur eines Männermagazins sich auch in der Szene bewegt, über die er schreibt oder schreiben lässt.“
Auch kontroverse Themen sollen Gegenstand des Magazins werden, um Einseitigkeit zu vermeiden. Die „GQ“, seit ihrem Relaunch im Jahr 2010 sehr erfolgreich mit ihrer Themendiversifizierung, berichtet etwa über das Kriegsgeschehen im Irak. Das wäre für das Düsseldorfer Citymagazin zwar etwas überambitioniert, konzentriert sich die Zeitschrift ja vornehmlich auf Lokales. Und doch können sensible Themen, wie die Gentrifizierung mancher Stadtteile, also das soziökonomische Umgestalten von Stadtteilen, aufgegriffen werden. Artikel können sich mit den Implikationen für die Künstlerszene befassen. Leser werden ermuntert, ihre Empfehlungen und Erfahrungen in Düsseldorf in dem Magazin zu veröffentlichen.